Die Geschichte von Remagen:
Wo soll ich nur anfangen? Also, es wurde das Rad erfunden. Das ist wohl etwas zu früh. Beginnen wir doch anfang des Jahres bei der Saisonplannung. Wir schreiben das Jahr 2003. Die Vorlage von letztem Jahr heißt 2te Bundesliga und die dafür vorgesehenen Starter sind auch heiß. Wir machen einen Gedankensprung und gehen auf den 13/09/2003.
Der Urlaub ist vorbei. Es war schön aber leider hat, wie so oft, die Motivation gelitten. Es ist der letzte planmäßige Wettkampf, den wird man schon irgendwie schaffen. Wenn da dann nicht noch der Rainer mit seinem Geburtstag wäre. Und der Rainer, wäre nicht der Rainer und so kam halt noch so ne Sau zur Fete. Eigentlich auch Spanferkel genannt. Das war so gut, dass es für die direkte Wettkampfvorbereitung keine positive Auswirkung hatte.
Am nächsten Morgen (Wettkampfmorgen) klingelt dann der Wecker zu einer unchristlichen Zeit. Was die Stimmung quasi auf den Höhepunkt brachte. Einziger Wermutstropfen für mich persönlich war: Es war scheiß Wetter– kalt und nebelig diesig. Am Treffpunkt angekommen sah man die restlichen übermotivierten Gesichter, welche teilweise ebenfalls durch das Spanferkel gezeichnet waren. Zu allem Überfluß kam die Sonne während de Anreise raus. Das Fiasko war perfekt. Die Wettkampfvorbereitung war dann ebenfalls mit einer Euphorie behaftet, so daß man letztendlich doch nicht druherum kam und mit vielen Gleichgesinnten auf der Fähre stand, wo es nach und nach immer mehr nach Urin roch, die Füße langsam warm feucht wurden und sich der Geruch mit der Sonneneinstrahlung zu einer Kotzprobe entwickelte.
Dann fiel der Startschuß und endlich konnte auch ich mit ruhigem Gewissen im Rhein in meinen Neoprenanzug schiffen. Da die Strömung sich in Grenzen hielt, wurde es doch länger als erwartet. Nachdem ich den Rhein mehrfach zur Genüge probiert hatte und mir ein paar Athleten nach 2/3 der Strecke noch immer ihre Schlagkraft beweisen mußten, ging ich mit einem unguten Gefühl aus dem Wasser. Ich versuchte den Blickkontakt mit Coach Ralf zu vermeiden. Als ich in der Wechselzone ankam sah ich noch Michael S. aufs Rad steigen und sämtliche Räder der restlichen Mannschaft standen noch da. Das steigerte meine Motivation deutlich.
Allerdings nur bis Kilometer 10, als Herr Breideband in einem Affenzahn an mir vorbeifuhr. Das war nicht mehr zu toppen. Die Stimmung war am Tiefpunkt. Einen Wimpernschlag später, kam Thomas an mir vorbeigestochen, aber so dass ich dachte ich stehe. Ich war am Ende. Meine Gedanken waren in einem Satz wieder zugeben: So ne scheiße. Ich fuhr also die Radstrecke zu ende und wartete eigentlich nur auf Bernd, bis dieser an mir vorbei kommt.
Ich konnte aber noch aufs Laufen wechseln, so dass sich das Debakel dann ja doch noch in Grenzen hielt. Bei Kilometer 2 bekam ich Seitenstechen, welches dann so langsam in Magenkrämpfe wechselte. Ich wartete sehnsüchtig auf Bernd, damit ich aussteigen konnte. Dann kam die Verpflegungsstelle. Ich bräuchte jetzt ein halbes Hähnchen paniert mit ein paar Schnitzel auf einer Pizza. Ich trank dann auch 2 Schlucke Cola und wischte mir mit dem Schwamm übers Gesicht. Ab Kilometer 4 fand ich meinen Rhythmus und auch die Kraft wieder.
Da kam mir schon Uwe entgegen. Das ging mir an die Ehre. Wenn Uwe schneller ist als ich, bin ich der Arsch der Mannschaft (Mancher wird denken das bin ich auch so, aber gut). Also beschleunigte ich noch so ca. bis Oberkante Unterlippe. Es ging. Als ich dann noch Edith sah, war alles klar. Sie mußte ich noch bekommen. Dann sah ich Bernd, aber: erstens war er fast 1 km hinter mir und zweitens sah er mindestens genauso schlecht aus. Ich mußte also irgendwie über die reguläre Strecke ins Ziel kommen.
Dann sah ich Annika und Uli und so hangelte ich mich von Punkt zu Punkt. Als ich sah, das Uwe doch noch Boden zu mir verloren hatte, legt ich noch eine Schippe drauf, passierte die 10 km Marke um dann mit kurzzeitigem Tunnelblick und einem schwarzen Loch vor Augen auch noch Rudolf zu sehen, welcher mich im letzten Jahr doch glatt auf der Radstrecke überholt hat. Diese Schmach konnte ich dieses Jahr zumindest ein Teil davon zurückgeben, indem ich ihn noch überrundete. Dann kam die doch noch die Ziellinie.
Die Oberkante war überschritten und ich dachte Rainer’s Sau muß raus (Zumindest fühlte ich es so). Ich kann euch beruhigen Sie blieb da wo sie hingehört. Alles Weitere habt ihr ja mitbekommen.
Alles in allem war es doch noch ein geglückter Wettkampf. Mein Ziel 20 min zum letzten Jahr gutzumachen war erreicht. Ich war zufrieden. Der Abstieg war zwar nicht zu verhindern, aber wir haben alle eine gute Leistung gezeigt, nächstes Jahr haben wir wieder neue Möglichkeiten. Das war der Bericht von der Front.