Primavera di Sicilia 21.-29.03.2009

Rüsselsheim 19.03.09

 

Die letzte Waschmaschine ist gelaufen. Heute Abend steht das Koffer und Rad packen an. Morgen noch ein letztes Mal ins Büro und anschließend geht es zum Frankfurter Flughafen, um Rad und Koffer beim schlafförderlichen Vorabend-Checkin auf den Weg zu bringen. Am Samstag hebt dann, hoffentlich wie geplant, um 7.10 Uhr der Flieger Richtung Sizilien ab. Das Ziel des Fluges ist zuerst der Flughafen Catania, dann geht es Richtung Südosten nach Siracusa und dort nach Fontane Bianche ins Hotel Valle di Mare (www.valledimare.it).

 

Nach vielen Jahren des km-Sammelns auf Mallorca und Zypern, dachte ich mir, dass es an der Zeit sei, Körper und Geist neue Eindrücke zu gönnen. Und wenn schon mal was anderes, dann konsequent. Deswegen kein klassisches zweiwöchiges Gesportel, keine Triathlonausprägung, keine „Athletenmasse“ sondern Laufen als Alternative, Fokus auf das Radfahren, kleine Gruppe und auf 2x 7 Tage aufgeteilt. Eine Woche im März, wie gehabt als Standorttraining und eine Woche Anfang Mai, als Rundfahrt auf Sizilien – sechs Etappen, 770km, 7.000 Hm.

 

Zunächst also ist Einrollen angesagt. Die Wetterbedingungen sind im Moment nahezu perfekt, mit 17°C, leichter Bewölkung und einem leichten Südost- bis Südwestwind. Der Südosten der Insel eignet sich mit seinen flachen Küstengebieten, den hügeligen Vorbergen sowie dem bergigen Hinterland ganz besonders für Radtouren. Verkehrsarme, gut ausgebaute, teilweise serpentinenartige kurvenreiche Straßen lassen jedes Radlerherz höher schlagen. Dem, durchschnittlich 300m bis 600m hohen Karstgebirge, der Monti Iblei, das von einzigartigen Schluchten und vielen Flussläufen zerfurcht ist, sind flache Küstenebenen vorgelagert. Hier sind Mandel- und Olivenhaine, Orangen- und Zitronenplantagen angelegt. An kaum einer Straße fehlen Oleanderbüsche als begleitendes Grün. Die üppige Fruchtbarkeit der Ebenen, die vielfach mit Wein- und Gemüsegärten durchsetzt sind, steht in krassem Gegensatz zur mehr als spärlichen Vegetation in den angrenzenden Bergen. Dort auf der Hochebene herrscht ein welliges Gelände vor, die baumarmen Weiden, teilweise mit großen Eichen, reichen bis zum Horizont, die meisten Straßen sind mit kilometerlangen Steinmauern eingefasst.

 

Sofern technisch möglich, berichte ich täglich über mehr oder weniger interessantes, erlebtes und erfahrenes.

 

Ciao.

 

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Fontane Bianche 22.03.2009

 

Ciao a tutti !

 

Nach dem ersten Tag auf Sizilien, der mit den üblichen Aktivitäten wie Koffer/Radkoffer am Flughafen suchen, Transfer ins Hotel, Check-In, Koffer auspacken, Rad zusammenbauen etc. angefüllt war, stand heute die erste Tour an.

 

Wettermässig sah es vielversprechend aus, nachdem gestern ein nachmittäglicher Schauer Befürchtungen geweckt hatte. Sonne satt und 16°C, da war die Entscheidung „kurz/kurz“ zu fahren schnell gefallen. Richtung Süden sollte es gehen. Mit Rückenwind ging es über Avola, Noto nach Marzamemi. Dort wurde ein Pause eingelegt und sich mit Cappucino gestärkt auf die Weiterfahrt begeben. Über Portopalo, dem südlichsten Punkt der Tour, ging es zurück durch Pachino, über idyllische Strassen und durch abgelegene Landstriche nach Rosolini. Dort erwischten uns ein Paar Regentropfen aber je weiter wir Richtung Küste fuhren, desto sonniger wurde es, aber auch der Gegenwind  nahm deutlich zu. Wieder an Noto und Avola vorbei, erreichten wir nach 4:10 Std., 98 km und 675 Hm wieder unser Hotel. Insgeamt eine landschaftliche schöne durchaus wellige Tour, die zum Kennenlernen der Gruppe und Landschaft bestens geeignet war.

 

Fontane Bianche 23.03.2009

 

Beim gestrigen Abendessen wurde der „Lügenzettel“ für die heutige Tour ausgegeben. Lügenzettel deshalb, weil die Angaben als Annährungswerte zu verstehen sind und ein gewisses Überraschungsmoment für Spannung sorgt. Nun ja, heute also ein Ausritt zum Cavagrande, einem kleinen aber trotzdem eindrucksvollen Canyon. Nach einem kurzen Einrollen, ging es dann gut 8km bei durchschnittlich 6% den Berg hinauf. Die von Autos wenig befahrene und mit zahlreichen Serpentinen abwechslungsreich gestaltene Strasse, war bei bestem Wetter gut zu befahren. Die Pause in Testa dell‘ Acqua war wohl verdient und wurde mit allerlei süssen Leckereien und Cappucino angereichert. Dann ging die Fahrt weiter durch verkehrsarme Gegenden mit traumhaften Ausblicken und rasanten Abfahrten bis nach Canicattini. Von dort ging es dann über Floridia nach Cassibile, wo wir uns zum Abschluss mit Espresso und leckersten Gelati für die Mühen des Tages belohnten.

 

Achja die Statistik 90km – 4:15h – 965 Hm.

In Summe: 188 km – 8:25h – 1.640 Hm.

 

Fontane Bianche 24.03.2009

 

Den Sturm, den der Wetterbericht gestern vorgesagt hatte, erschien am Morgen noch als akzeptabler meint fahrbarer Wind. Jedoch pünktlich um 10 Uhr, als sich alle zur Abfahrt trafen, begann es aus primär Norden wie nicht gescheit zu winden. Entlang des Cavagrande del Cassibile kämpften wir uns gegen den immer stärker werdenden Wind, bis wir nach ca. 20km anhielten um Kriegsrat zu halten, wie es weitergehen soll. Der Entschluss umzukehren wurde nach ausgiebiger Diskussion gefasst und schon ging es in rasanter Fahrt zurück nach Cassibile. Dort wurden wichtige Dinge wie ein Stromadapter und Schokolade erstanden und dann ging es entlang der Küste über Avola nach Noto. Der Wind kam vorrangig von der Seite aber auch der Weg nach Noto war wieder von sehr heftigem Gegenwind geprägt. In Noto angekommen, suchten und fanden wir eine der gut sortierten Gelaterias. Mit reichlich Gelati, Cappuccino und leckeren Küchlein und Keksen gestärkt traten wir den Rückweg an. In deutlich schnellerem Tempo verging die Heimfahrt wie im Flug, auch wenn der eine oder die anderen Teilnehmerin auf Grund des leichten Gewichtes (wozu meiner einer nicht zählt) mit den heftigen seitlichen Windböen sehr zu kämpfen hatte. Die Temperaturen lagen heute um die 20°C insgesamt war es sehr sonnig.

 

Die Tagesstatistik: 83km – 4:00h – 700 Hm

In Summe: 271 km – 12:25h – 2.340Hm

 

Fontane Bianche 25.03.2009

 

Un Giorno del cultura, so wäre der heutige Tag treffend beschrieben. Der Ruhetag mit etwas Rollen entlang der Küste und Stadtbesuch in Syracusa, sowie Cappuccini, Gelato et Dolce, sehr fein und lecker. Begleitet von viel Sonne bei 19°C und etwas weniger Wind als gestern, rollten wir nach Syracusa. Dort sahen wir uns den Wochenmarkt, den Artemis-Brunnen, die Artemis-Quelle und den Dom an. Gestärkt mit Cappuccino und leckeren Obstküchlein rollten wir gemütlich die Küste entlang zurück Richtung Fontane Bianche. Wie üblich schloss die Tour in der Gelateria ca. 4 km vor dem Hotel, mit Plaudern in der Sonne und diversen Sorten Gelati und dem einen oder anderen Cappuccino oder Caffè. Für die Statistik ist zu verzeichnen: 60k – 2:48h – 215 Hm.

 

In Summe: 331 km – 15:13h – 2.555 Hm

 

Fontane Bianche 26.03.2009

 

Ich liebe mein 3-fach Kettenblatt *yeah* und die zweite Erkenntnis des Tages lautet: manchmal gestaltet der Wettergott die Tour 🙁 Als wir heute früh um 9.20h losfuhren *gähn* hieß die Touransage: über Floridia nach Solarino, Sortina weiter nach Ferla, Monte Grosso und dann via Canicattini zurück. Soweit so gut. Der Wind lauerte schon wieder energiegeladen auf uns, als wir los rollten und blies voller Macht den ganzen Weg. Schon nach Floridia wollte keiner so recht in den Wind, vor allem in Anbetracht dessen, was noch kommen sollte. Wir passierten Solarino und erklommen den 6 km langen Anstieg nach Sortina. Dort zeigten sich erste dunkle Wolken, aber der unbeirrt blasende Wind, stimmte uns hoffnungsvoll, dass er die Wolken vertreiben könne. Der nächsten Anstieg Richtung Ferla, zeigte jedoch, dass der Wind immer dunklere Wolken mit sich brachte und auf der Kuppe angekommen, offenbarte sich uns das ganze wettertechnische Elend. Der Blick auf den Tacho zeigte, dass wir die Hälfte der Tour erreicht hatten. Der eingangs erwähnte Wettergott nahm uns die Entscheidung weiterfahren oder umdrehen, schnell aus der Hand, da uns erste Regentropfen erreichten. Schnell hatten wir gedreht und schon fuhren wir in rasender Fahrt zurück. Nach einer abschließenden Zusatzschleife und einem kurzen Stop in der schon bekannten Gelateria, erreichten wir nach 112k – 5:16h – 1.143 Hm müde aber wohlbehalten unser Hotel.

 

In Summe: 443 km – 20:29h – 3.698 Hm

 

Fontane Bianche 27.03.2009

 

Heute gab es die „Altköniginnen-Etappe“ 🙂 Wetter sehr fein, sonnig, keine Wolke am Himmel, der Wind in akzeptabler Stärke. So ging es heute morgen um 10 Uhr bei wohligen 20°C aufs Rad. Über Avola rollten wir gemütlich Richtung Noto. Dann begann in Noto der Anstieg Richtung Noto Antica. Schmale Straßen, von Steinmauern gesäumt, fast keine Autos, traumhafte Ausblicke so ging es 8 km bergan. In Testa dell‘ Acqua wurden die geleerten Kohlenhydratspeicher mit landestypischen Leckereien und Cappuccino gefüllt. Einige Hügel weiter fuhren wir durch eine wunderschöne ruhige und abgeschiedene Landschaft aus Oliven-, Orangen- und Zitronenbäumen Richtung Castelluccio und weiter Richtung Küste. Kurz vor Lido di Noto erwischte uns kurz der Pannenteufel, aber das schmälerte keineswegs die tollen Impressionen des Tages, die wir mit einem Gelato in Avola ausklingen liessen. Der restlichen Kilometer flogen nur so dahin und wir erreichten nach 95 km, 4:32h und 1.002Hm unseren Ausgangspunkt.

 

In Summe: 538 km – 25:01h – 4.700 Hm

 

Fontane Bianche 28.03.2009

 

Nach dem gestrigen Tag hatten wir heute „Ausgang“, da allgemeiner Wechseltag ist und die Guides anstatt ihrer Räder, die des Busses zwischen Fontane Bianche und dem Flughafen Catania fleissig hin- und her bewegten, um die Gäste abzuliefern bzw. abzuholen. Also begann der Tag in aller Beschaulichkeit – endlich – mit einem gemütlichen Frühstück und nettem Plaudern mit unseren bisherigen Mitstreitern. Gegen 11.30h bestiegen wir dann unsere Räder und rollten Richtung Cavagrande. Anfangs liefen Beine und Wegsuchen einvernehmlich, jedoch durchs Plaudern abgelenkt standen wir mit einem Mal inmitten der – zugegebenermaßen sehr schönen frühlingshaften – Landschaft und wussten nicht mehr weiter. Zunächst noch langsam rollend, dann zu Fuß versuchten wir einen Weg zu finden. Vergebens. Plötzlich standen wir vor dem Schild „Uscita“ und diesem folgend, erreichten wir wieder asphaltierten Untergrund und damit die Zivilisation. Damit einhergehend wurden wir mit den berühmt berüchtigten sizilianischen Hunden konfrontiert und das sorgte für vehemente Antritte. Nach überstandenem Schrecken fanden wir doch noch die Strasse Richtung Norden. Leider war das Wetter im Verlaufe des Tages uns weniger wohl gesonnen und deshalb fiel die Kaffeepause in Testa dell‘ Acqua kürzer als gewohnt aus. Die Abfahrt nach Noto war flott und frisch von den Temperaturen und die letzten Kilometer über Avola verliefen dann noch einmal im gewohnten Gegenwind. Fürs Trainingsbuch durften wir uns 73km – 845Hm in 3:53h notieren.

 

Am Ende stehen 28:54h – 5.545Hm – 611km zu Buche. Wir hatten mit gewaltigem Gegenwind zu kämpfen, aber wurden auch von wunderbarem Rückenwind geschoben, sahen traumhafte Landschaften, die aber genauso lieblos vollgemüllt war. Schöne gepflegte Häuser, die sich mit verlassenen Bauernhöfen und heruntergekommenen Häusern abwechselten. Von Schlaglöchern übersäte Strassen, die genauso befahrbare Qualität vorweisen konnten, sobald wir uns von der äußerst stark befahrenen Küste ins Landesinnere bewegten. Sizilianische Autofahrer die äußerst rücksichtsvoll warteten bis sie Radgruppen gefahrlos überholen konnten und sich quasi mit einem kurzen Hupen kurz meldeten, um keine unnötigen Schrecksekunden zu provozieren. Einheimische Radfahrer, einzeln oder in großen Gruppen, die uns begegneten oder überholten oder überholt wurden, grüßten immer freundlich. Gelato und Café zu Wohlfühlpreisen, versuchten uns eins ums andere Mal, jedoch waren die landestypischen Kohlenhydrate immer hart erradelt. Das Hotel war einfach und für eine Woche ausreichend, jedoch durchaus gewöhnungsbedürftig. Gleiches lässt sich über die Verpflegung sagen, die sehr regional ausgerichtet war und zum großen Teil sehr schmackhaft zubereitet wurde. Unsere Mitstreiter waren durchgängig sehr symphathische und freundliche Radler, mit denen wir gerne unsere Kilometer geteilt haben. Kein Gruppendruck oder -stress, jeder hatte seine Hochs und Tiefs, es wurde miteinander gefahren und niemand „musste“ sich beweisen. In Summe eine erholsame Woche, die hoffentlich lange in Erinnerung bleibt. Es bleiben uns noch knapp fünf Wochen, dann sind wir wieder vor Ort und (er)fahren über sechs Etappen einen großen Teil von Sizilien. Dafür gilt es zuhause ordentlich zu trainieren, damit der Spassfaktor nicht auf der Strecke bleibt.

 

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