Ostseeman 2016-oder wenn Willy nicht gleich volle Rotze macht

 2016-09-11 Ostseeman

Endlich im Ziel!

 

Der Wecker klingelt….04:00 Uhr morgens….ich drücke die Snooze Taste und ziehe mir den Schlafsack noch mal über beide Ohren. Der Wecker klingelt schon wieder. 04:15 Uhr. Mist…jetzt muss ich doch aufstehen. Warum muss so eine Langdistanz immer so früh anfangen?

Schnell in den Waschraum gehuscht und kurze Katzenwäsche.

Schnell noch das Müsli reingequält und dann ab auf das Rad geschwungen um zur Wechselzone nach Glücksburg zu fahren.

Wie ihr sicherlich aus meinen ersten Zeilen entnehmen könnt habe ich Anfang August meine erste Langdistanz beim Ostseeman in Glücksburg absolviert.

 

Da ich selber aus dem Norden komme und eine kleine familiäre Veranstaltung gesucht habe fiel  meine Entscheidung auf den Ostseeman. Mit 600 Einzelstartern und über 200 Staffeln, ist der Ostseeman nun gar nicht mehr so klein, aber im Vergleich zu den großen Veranstaltungen in Roth und Frankfurt doch überschaubar.

Der Vorteil, wenn man auf einem 7 Kilometer entfernten Zeltplatz campiert, ist der, dass man sich mit dem Fahrrad schon mal bis zum Schwimmstart warm fahren kann. Vor dem Schwimmstart ging es noch mal kurz in die Wechselzone.

So langsam stieg die Spannung. Gut das ich nicht das Problem, wie so viele Athleten habe, dass ich vor dem Start 3x auf den Topf muss.

06:30 Uhr: Jetzt sollte ich vielleicht so langsam den Neoprenanzug anziehen und mich zum Einschwimmen aufmachen. Es wehte kein Wind und die Lufttemperatur hatte  ca. 17°C, dass Wasser hatte 19°C und war somit recht angenehm. Im Wasser konnte ich beim Einschwimmen kleine Fische, Krebse und Seesterne sehen.  

Kurz vor dem Start wurden nochmal das Wort zum Sonntag gesprochen und die Nationalhymnen aller Teilnehmenden Länder angespielt. Absolute Gänsehautatmosphäre. Ich versuchte mich soweit wie möglich nach vorne zu postieren und schaffte es bis in die zweite Startreihe. In meinem Kopf hörte ich noch die Stimme von meinem Vater, der mir einschärfte die ersten 100m Vollgas zu geben, damit ich nicht ins Getümmel komme. Nun sind natürlich Theorie und Praxis zwei verschieden paar Schuhe. Trotz,  dass ich soweit vorne Stand gelang es mir nicht mich gleich aus der großen Prügelei herauszukommen. Nun bin ich solche Rüpel Starts von den Ligawettkämpfen gewöhnt, aber schön ist es trotzdem nicht. Gott sei Dank, war nach ein paar Hundert Metern Ruhe eingekehrt und ich konnte mein Tempo schwimmen.

Dadurch, dass ich nicht wusste was auf mich zukommt wollte ich mit meinen Kräften haushalten und schwamm ein moderates Tempo, welches ich als sehr angenehm empfand. Nach 1:03 Std. kam ich dann aus dem kühlen Nass und ging auf die Radstrecke.

Am Tag zuvor war ich die Radstrecke einmal abgefahren und war erstaunt wie hügelig es doch an der Küste sein kann. Die Radstrecke ist 30 km lang und war 6x zu absolvieren. Ich fand die Radstrecke durch das ständige auf und ab, den sehr verwinkelten Kurs mit vielen Kurven und Kreuzungen sehr selektiv. Natürlich weht an der Küste auch immer eine Steife Briese und die sollte mich am Wettkampftag ordentlich durchschütteln.

Nach dem Schwimmen, fühlte ich mich sehr gut und wusste, dass ich mich beim Radfahren zurück halten musste, damit  ich nicht gleich alle Körner verbrauchte. Ich fuhr also ein konstantes Tempo in jeder Radrunde. Die Zeiten in jeder Radrunde waren nahezu konstant, nur meine 3 Pinkelpausen machten den Zeitunterschied. Das ich so oft musste hatte mich schon etwas geärgert, aber ich konnte mir wenigstens nicht vorwerfen zu wenig getrunken zu haben. Auch habe ich mich auf der Radstrecke gut verpflegt und hatte, trotz Verlust meiner Salztabletten auf der Radstrecke, keine Krampferscheinungen. Beim Thema Verpflegung muss ich auch noch mal Torsten für den Tipp danken, sich in der Eigenverpflegung selbst gemachtes Baguette/Brötchen reichen zu lassen. Mein selbst gemachtes Baguette mit reichlich Pesto, getrockneten Tomaten und Parmesan war richtig lecker und tat richtig gut.

Nach gut 6 Stunden Rad kam ich dann endlich in die Wechselzone um die dritte Disziplin in Angriff zu nehmen.

Ich war mir nicht ganz sicher was meine Beine noch so nach 180 km hergeben würden, aber die ersten Laufkilometer fühlten sich super an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es galt nun 5 Laufrunden a 8,44 Kilometer zu laufen. Der erste Teil der Strecke ging an der Uferpromenade und auf einem kleinen Weg entlang der Förde entlang, nach ca. 2 km ging es dann Berg auf. Und zwar immer in kleinen Stichen bis hinauf zum Marktplatz. Diese Anstiege summierten sich dann über die 5 Laufrunden auf 300 HM und taten vor allem in der letzten Laufrunde wahnsinnig weh. Ansonsten war der Lauf außer auf der ersten Runde sehr regnerisch. Ich konnte sehr gut mein Tempo laufen und wurde von Runde zu Runde immer etwas langsamer, was aber nicht schlimm war. Ich genoss den Marathon in vollen Zügen und ließ mich von den Zuschauern anfeuern. Mein Vater und seine Freundin feuerten mich auf der Promenade an und ich gab immer ein kurzen Status wie es mir ging. Generell war die Stimmung rund um die Laufstrecke grandios und jeder pushte mich weiter bis zum Ziel.

Als ich auf die letzte Laufrunde kam dachte ich nicht mehr daran, dass ich es doch noch unter 11 Stunden schaffen könnte und bedankte mich bei allen Zuschauern für die großartige Unterstützung auf halber Strecke gab es dann sogar von einem Zuschauer noch ein Flensburger Gold was ich mir, zumindest teilweise, schmecken ließ.

Kurz vor dem Ziel auf der Strandpromenade kam mir mein Vater entgegen und meinte, dass ich es noch unter 11 Stunden schaffen könnte. Gemeinsam liefen wir dann ins Ziel und ich war überglücklich mit 10:57 Stunden ins Ziel gekommen zu sein.

Abschließend kann man sagen, dass der Ostseeman eine top organisierte Veranstaltung ist. Mit kurze Wegen und tollen Helfern. Das Publikum ist auch einmalig und die Strecke hat es auf jeden Fall in sich. Einzig das Wetter ist ausbaufähig, aber wer nicht aus Zucker ist, sollte auch damit keine Probleme haben.

Wer also für nächstes Jahr noch einen Strandfamilienurlaub mit etwas Ausdauertraining sucht, dem kann ich den Ostseeman nur wärmstens empfehlen.

Euer

Willy